AM110 – Brief an Walter Gropius
Wien, Montag, 18. September 1911


18

Ich hatte das Couvert schon zu – als Dein Brief kam – nun so opfere ich es und schreibe weiter.

Innigen Dank für Deinen [!] Zeilen – die ich zitternd erwartet habe. —

Wann hast Du meine [Zeilen] in Toblach bekommen und hast Du mich bei der Abfahrt gesehen? Ich war doch sehr ent[t]äuscht, dass ich Dich nicht sah[.] —

Hier wohne ich mit im Atelier[zimmer] — [!] etc. zu

meiner Gesellschaft. – Aber ich halte es nicht aus. Ich muss so schnell als möglich ein Heim haben. – Ich muss wieder für mich leben können. Kaufe Dir von [!]. Ich lese und freue mich jetzt daran. – Nein – Ich werde mich nicht fallen lassen. —

Deine Zeilen Worte zeigen mir wieder Deine ganze Güte. Ja – auch Größe. –

Glücklich bin ich über die sternhelle Klarheit zwischen uns. –

Nur so können wir Hand in Hand weiter gehen. Und vielleicht ist’s unser Schicksal, dass es noch einmal Mund an Mund geschieht[.]


Apparat

Überlieferung

, .

Quellenbeschreibung

1 Bl. (2 b. S.) – Briefpapier mit Aufdruck: „Maison du Docteur | 50, AVENUE DU ROULE | Neuilly-Paris, le [. . .]“ (); Bleistift.

Beilagen

Umschlag, , – Adr. Herrn Dr. Walderseestr, 1 | Hannover | Nachsenden (Handschrift ) | Berlin-Wilmersdorf | Nicolsburgerplatz 4 G. IV (von durchgestrichen) | Herrn Walter Gropius; PSt. (lt. , S. 1140, t 6k20): 19/1 WIEN 117 | 18.IX.11 – 2 | * 3a *; von WG mit einer 2b versehen (Zur Nummerierung von Alma Mahlers Briefumschlägen). fremdschr. Datierungsversuch nach Übergabe an : „Wien 18.IX.11“. AM109 und AM110 wurden zusammen in einem Umschlag versendet.

Druck

Erstveröffentlichung.

Korrespondenzstellen

Beantwortet durch WG210 vom 26. bis 28. September 1911 (Du hattest gesagt, Du wüßtest nicht wo wir uns noch sehen sollten könnten): Wann hast Du meine [Zeilen] in Toblach bekommen und hast Du mich bei der Abfahrt gesehen? Ich war doch sehr ent[t]äuscht, dass ich Dich nicht sah.

Datierung

Datiert durch AM und Poststempel: 18[.] September 1911.

Übertragung/Mitarbeit


(Mirka Tiede)
(Elisabeth Behnle)


A

Brief – aus dem Entwurf WG202 vom 15. bis 17. September 1911.

B

meine [Zeilen]AM108 vom wahrscheinlich 14. September 1911.

C

Ursprünglich: Af.

D

Hier wohne […] Gesellschaft. – Atelier von mit Werken von und .

E

Unsterblichkeit von Kaiserling [!] (1907). In Bibliothek befand sich die 1911 beim J. F. Lehmanns Verlag zu München erschienene zweite Auflage. Darin: „Many markings, and inscriptions in two hands, neither “ (, S. 116). In für charakteristischer violetter Tinte wurde nur weniges, aber für Worte des vorliegenden Briefes sehr Prägnantes markiert – unter anderem: „Daher hängt die Stimmung, die das Gewesene in mir auslöst, in Wirklichkeit nicht vom Gewesenen ab, sondern davon, wer ich jetzt bin“ (, S. 524, für alle Markierungen im Einzelnen s. ebd., S. 519–524).